Die Rache der Bewerber/innen
Die Rache der Bewerber/innen
Freitag, 28. November 2014
Scheinbar vergessen viele Personaler oder Personen, welche die entsprechenden Gespräche führen, dass sie nicht nur sich und auch das Unternehmen vertreten bzw. disqualifizieren, sondern was mir noch schlimmer scheint, dass sie den Bewerber nicht ernsthaft und interessiert gegenübertreten. Vielfach eine sehr unwürdige Angelegenheit. Das Social-Network bietet eine gute Reaktions-Plattform, um sich über solche Personen bzw. Unternehmen zu äussern und eine entsprechende Bewertung abzugeben. Die scheinen auch zu vergessen, dass das Unternehmen sich beim Kandidaten bewirbt und nicht stets umgekehrt.
Wer im Umgang mit Kandidaten pampig und desinteressiert ist, oder sogar sich in der gesitteten Art verliert, vergrault nicht nur den Bewerber, sondern schneidet sich damit auch ins eigene Fleisch. Denn es sind auch die Produkte und Dienstleistungen des Unternehmens betroffen, wenn der Umgang mit den Kandidaten mangelhaft ist. Die Bewerber differenzieren nämlich in ihrem Kopf nicht zwischen Unternehmens- und Arbeitgebermarke.
So stimmen 88 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass ihre Erlebnisse bei der Jobsuche ihre Sicht auf Arbeitgeber beeinflussen und für 74 Prozent gilt das auch für das Unternehmen insgesamt und seine Produkte. Schlechte Bewerbungsprozesse beeinflussen aber auch ganz konkret das Verhalten von Bewerbern in ihrer Rolle als Konsumenten: Immerhin 11 Prozent der Teilnehmer kaufen nach negativen Erfahrungen mit der Bewerbung erst einmal keine Produkte des Unternehmens mehr.
Doch damit nicht genug.
Machen Bewerber negative Erfahrungen bei der Bewerbung, wird nicht nur die Arbeitgebermarke beschädigt und der Zugang zu möglichen Talenten erschwert (43 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, dass in diesem Fall „das Unternehmen als Arbeitgeber erst einmal für ein paar Jahre gestorben ist“). Ein Bewerber, der sich schlecht behandelt fühlt, wird darüber hinaus auch sehr schnell zu einem negativen Multiplikator. So raten 49 Prozent der Teilnehmer Bekannten und Freunden von einer Bewerbung ab. Wer will schon dafür verantwortlich sein, dass sich der beste Freund nicht wohl in seinem neuen Job fühlt.
Etwa 10 Prozent der enttäuschten Bewerber drücken ihren Unmut anschließend auch durch eine negative Bewertung auf einer Arbeitgeberbewertungsplattform aus. Solche Portale sind sehr beliebt und es kann eigentlich keinem Unternehmen egal sein, wie es auf diesen Plattformen dasteht – schließlich gehören derartige Bewertungen auch zur Außendarstellung.
Welche Faktoren bringen nun aus Bewerbersicht Qualität in das Bewerbungsverfahren? Punkten können Arbeitgeber mit Schnelligkeit und einfachen technischen Online-Bewerbungen, bei denen beispielsweise nicht alles nochmal per Hand eingetragen werden muss, obwohl die Lebenslaufdaten ja bereits im Anhang zu finden sind.
Auch wer seinen potentiellen neuen Arbeitnehmern eine schnelle Rückmeldung und Feedback auf seine Bewerbung gibt, hat gute Karten, sich das Talent zu angeln. Ein Kandidat lobt: „Terminabsprache für ein Vorstellungsgespräch zwei Stunden nach meiner E-Mail-Bewerbung. Und das bei einem Unternehmen mit weltweit 20.000 Mitarbeitern.“ Sogar Rückmeldungen, die automatisch versendet werden, kommen bei den Bewerben besser an, als gar keine Nachricht.
Gut 95 Prozent der befragten Bewerber sehen einen „starken“ oder „sehr starken Einfluss“ auf die Qualität des Bewerbungsprozesses auch darin begründet, ob die Recruiter sich vor dem Bewerbungsgespräch gut über den Kandidaten informieren. Für ebenfalls 95 Prozent kommt es auf eine „zeitnahe Rückmeldung“ auf die Bewerbung an. Und 91 Prozent schreiben der technischen Stabilität und Verlässlichkeit bei Online-Bewerbungen einen „starken“ oder „sehr starken“ Einfluss auf die Qualität des Bewerbungsprozesses zu, 90 Prozent einfach strukturierten Bewerbungsformularen.
„Unsere Umfrage zeigt, dass es für ein positives Kandidatenerlebnis gleichermaßen auf Verhaltens- wie auf Prozessaspekte ankommt. Unternehmen sollten an beiden Stellschrauben drehen“, sagt Dominik Faber, Geschäftsführer von Softgarden: „Denn schlechte Bewerbungsverfahren schädigen Marken.“
Quellen: uni.at, fotolia, Handelsblatt